Ist unser Hundefutter zu teuer?

„Euer Hundefutter ist aber teuer!“ „Wer bezahlt denn so viel für ein Kilo Hundefutter?“ „Ich glaube, ich habe mich beim Preis verlesen!“ Immer wieder lesen wir solche und ähnliche Kommentare unter unseren Facebook-Posts und Werbeanzeigen. Klar, sind das auch oft Trolle, die einfach nur mal einen vernichtenden Kommentar hinterlassen möchten. Oder Menschen, die ihr hochwertiges Fleisch tatsächlich billiger einkaufen und andere, die einfach nicht nachdenken. Aber es trifft – auch nach fünf Jahren – jedes Mal wieder.

Das Dilemma mit Hundefutter aus Deutschland

Klar, würden wir Euch gerne unser Hundefutter günstiger verkaufen, dann hätten wir es auch viel einfacher mit der Durchsetzung am Markt. Und es wäre auch gar nicht schwer: Angebote an Billigfleisch bekommen wir in Hülle und Fülle. Oft aus dem Ausland, aber auch viele aus Deutschland.

Billigfleisch für Hundefutter: Verlockendes Angebot

Erst heute wieder ist mir ein Angebot auf den Tisch geflattert: 10 Tonnen Hühnerbrustfilets aus Supermarktrückläufern. Vom Anbieter angepriesen „optimal für Hersteller von Trockenkauartikeln“ Und der Preis treibt mir Tränen in die Augen.

Gerade mal 20% von unserem Einkaufspreis, den wir unseren regionalen Lieferanten für komplette Hühner inkl. Knochen und Innereien bezahlen. Und das Tolle an dem Super-Angebot: Wir können – auch wenn die Rohstoffe aus dem Ausland kommen, unser Futter trotzdem als „aus Deutschland“, „aus der Region“ oder „aus Hessen“ deklarieren. Schließlich verarbeiten wir das Fleisch ja hier. Also kommt es aus Deutschland.

Aber dann kommt der Nachsatz im Angebot: „Die Ware kann möglicherweise eine leichte Grünverfärbung haben und Geruch entwickeln.“ Lecker – beim mitgeschickten Bildmaterial dreht sich mir der Magen um. Aber billig ist es und vermengt mit anderen Rohstoffen, die vielleicht auch noch einen intensiven Eigengeruch haben, merkt das auch niemand. Wenn es gekocht, gegart oder getrocknet wäre, sowieso nicht. Und es ist absolut gesetzlich. Igitt. Das Foto würde ich Euch hier gerne zeigen, geht aber leider nicht, da das Urheberrecht nicht bei uns liegt. Und nachfragen beim Produzenten brauche ich wohl auch nicht, schließlich ist so ein Artikel wie dieser nicht gerade in seinem Interesse.

Aber der Gewinn wäre natürlich echt gut!

Noch mehr verlockende Angebote

Aber nicht nur mit Gammelfleisch lässt sich Hundefutter günstiger machen: es gibt auch appetitlichere Angebote. Schön billig ist auch gemahlener Knochenmus (sog. MDM-Fleisch), der sich rein optisch nur für das geübte Auge von sehr fein gewolftem Fleisch unterscheiden lässt. Oder aber natürlich die Standardware aus Massentierhaltung wie Hühnerkarkassen, Lunge, Kaninchenköpfe, Haut, Geschlinge (Därme) von diversen Tierarten, Geflügelmus ohne nähere Deklaration usw.

Natürlich aus artgerechter Haltung

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Schafe in den Wetterauer Hutungen

Bei den ganzen Angeboten brauchen wir eigentlich nicht über die Herkunft des Fleisches nachdenken, oder doch? Mir begegnen immer mehr Händler, die ihr Fleischangebot „natürlich aus artgerechter Haltung“ anpreisen. Verkauft sich natürlich viel besser und leichter. Aber bei aller Liebe …. bei Verkaufspreisen unter 6 € das Kilo Rind? Wie soll das möglich sein?

Ungesetzlich wird es glaube ich erst, wenn der Händler wissentlich eine Falschauskunft gibt. Was ist aber, wenn dieser erst gar nicht fragt? Der Begriff „aus artgerechter Haltung“ ist nicht geschützt. Per Definition könnte man sogar sagen, dass die gesetzlichen Vorschriften zum Tierwohl der Begrifflichkeit Genüge tun. Selbst die Vorgaben für das EU-Biosiegel sind in meinen Augen nicht als artgerechte Haltung zu bezeichnen. Aber immer noch besser als der Rest …… aber ich schweife ab.

Nicht für meinen Hund!

Natürlich ist der Hund auch ein Aasfresser, teilweise ein regelrechter Müllschlucker. Aber allein der Gedanke, so ein Hundefutter in meiner Küche in den Napf zu packen, ekelt mich. Und ich persönlich möchte auch meine Lotte so gesund wie möglich ernähren. D.h. frisch und abwechslungsreich – wie meine Tochter, nur eben auf die Bedürfnisse des Hundes angepasst. Und die Gesundheit meines Hundes bestärkt mich darin. Einen Tierarzt sehen wir seit Jahren nur zum Impfen.

Zudem möchte ich auch, dass die Tiere, die das Futter für meinen Fleischfresser liefern, ein Leben führen, das so gut und lang wie nur irgendwie möglich ist. Eine Kuh auf der Weide, ein Huhn, das im Dreck scharrt und am allerliebsten ein Schaf, das bei uns Landschaftspflege in den Wetterauer Hutungen betrieben hat. Und das leider notwendige Schlachten sollte so tierfreundlich wie nur irgendwie möglich vor sich gehen: Ohne langen Transportstress, ohne Elektroschocks – kurz und schmerzlos.

Aus Deutschland ist nicht gleich aus Deutschland

Erst vor ein paar Monaten haben wir uns von einem Lamm- und Schafschlachter als Lieferanten getrennt. Dieser hat angefangen, lebende Schafe aus Osteuropa nach Deutschland zum Schlachten zu karren. Die Tiere aus Deutschland sind zu teuer geworden, war seine Begründung. Es hat sich nicht mehr gelohnt. Bei den Fleischpreisen sind die Deutschen gnadenlos. Und wenn er so teuer geworden wäre, wie er gemusst hätte, wären ihm die Kunden reihenweise abgesprungen. Und das konnte er sich leider nicht leisten. Das können wir verstehen, aber leider nicht weiter unterstützen. Daher gab es im Frühjahr auch eine Zeit, in der ihr kein Lammfleisch bei uns bekommen habt. Wir mussten einen neuen Lieferanten suchen.

Aber generell: wenn Ihr Hundefutter, egal ob BARF, Trocken- oder Nassfutter von in Deutschland geschlachteten Tieren kauft, kann es mit „Fleisch aus Deutschland“ deklariert werden. Egal wo die Tiere wirklich herkommen. Übrigens wird es beim berühmten Aosteschinken ähnlich gemacht. Die Tiere werden zum Schlachten ins Aostatal gebracht, wo dann auch der Schinken hergestellt wird.

Das Schlimme daran...

…ist die Endlosspirale, auf die wir uns zu bewegen und aus der es nur schwer ein Entrinnen gibt:

Billigfleisch = Billigproduktion = Billiglohn = Verlust der Lebensgrundlage für Mensch und Tier!

Warum gibt es denn so wenige Landwirte und Erzeuger, die ihre Tiere artgerecht halten? In Deutschland schlachten und versuchen, ihre Produkte zu vermarkten? Ganz einfach, weil es verdammt teuer ist.

Gerade kleinere Erzeuger befinden sich in einem absoluten Dilemma:

Nur wer große Mengen einkauft, bekommt große Rabatte -> also ist Futter in der Regel teurer, es sei denn, es kann alles selbst produziert werden.

Schärfere gesetzliche Auflagen erschweren das Überleben der kleineren Schlachthäuser -> die Wege werden länger, der Aufwand größer, die Personalkosten steigen.

Blick in unsere Produktion

Handarbeit: Viele kleinere Betriebe erledigen viele Dinge noch in Handarbeit, weil sich eine Investition in teure, große Maschinen nicht lohnt, aber das bedeutet wiederum erhöhte Personalkosten.

Das Lohnniveau in Deutschland ist hoch. Und das ist auch gut so!

Aber für kleinere Betriebe bedeuten Personalkosten eine hohe Belastung. Es ist nicht nur das, was die Mitarbeiter verdienen. Hinzu kommt noch der Arbeitgeberanteil für Lohnsteuer und Sozialversicherungen. Im Studium habe ich gelernt, dass man als Arbeitgeber den Bruttolohn mit +35% kalkulieren sollte.
Aber ganz ehrlich: Die Praxis zeigt, das reicht nicht, weil es ja auch eine gesetzliche Verpflichtung zu Beiträgen der Berufsgenossenschaft gibt; die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben der Räume kostet, der Arbeitsplatz an sich kostet, die Erstellung der Lohnabrechnung kostet, die Personalarbeit kostet, die möglicherweise nötige Arbeitskleidung kostet usw.

Hundefutter aus Deutschland ist vergleichsweise teuer

Alle diese Punkte (und wahrscheinlich lassen sich auch noch mehr finden) tragen dazu bei, dass das Endprodukt von diesen, unseren Erzeugern in Deutschland unterm Strich viel teurer für Euch als Endverbraucher ist, als ein vergleichbares, industriell hergestelltes Produkt. Besonders traurig daran ist, dass wir – und ich schließe Doggiepack hier ein – unterm Strich wahrscheinlich viel weniger Ertrag mit unseren Unternehmen und verkauften Produkten erzielen als ein großes Industrieunternehmen.

Eine goldene Nase verdienen

…weder unsere Mitarbeiter noch die Firmeninhaber. Vielleicht sind wir naive Idealisten, aber unseren Anspruch ein qualitativ hochwertiges Futter herzustellen, möchten wir nicht aufgeben.

Barf Menü von Doggiepack

Uns – dem gesamten Doggiepack-Team – ist es verdammt wichtig zu wissen, was wir für Rohstoffe verwenden und wo diese herkommen. Wir haben einen verdammt hohen Qualitätsanspruch an unsere Rohstoffe, die sich mit Billig-Barf-Fleisch leider nicht erfüllen lassen und wir haben auch einen ethischen Anspruch. Wir sind mit Sicherheit nicht die perfekte Hundefutter Manufaktur, aber wir möchten Stück für Stück unseren Beitrag leisten, die Hundeernährung und vielleicht auch unsere Wirtschaft ein kleines bisschen besser und fairer machen.

Und natürlich freuen wir uns über jeden, der uns auf diesem Weg unterstützt 😊 und über jeden Hund, der unser Futter mit Freuden verschlingt.

Wenn Ihr also hochwertiges, mit Liebe zubereitetes Futter für Eure Fellnase(n) wollt, schaut Euch doch mal unsere Menüs genauer an!
Hier gehts zu unserem purinarmen Futter!
Und für die Sparfüchse haben wir noch einige Sparpakete zur Auswahl!

Das kann sich nicht jeder leisten

Dessen sind wir uns durchaus bewusst und es darf auch niemandem ein Vorwurf daraus gemacht werden, wenn er es nicht kann.

Aber nun ein kleiner Apell: Jeder, der nicht am Hungertuch nagt, denke doch bitte beim nächsten Einkauf daran, etwas von regionalen Kleinerzeugern in den Einkaufswagen zu packen. Wenn jeder bei jedem Einkauf nur eine Sache zusätzlich nimmt, würden wir alle gemeinsam einen großen Schritt nach vorne machen können.

doggiepack-tierheilpraktiker-olivia

Eure Olivia mit Lotte

Gründerin von Doggiepack, unverbesserliche Möchtegern-Weltverbesserin, Tierheilpraktikerin, ehem. Vertriebs- und Marketingmanagerin in verschiedenen Konzernen, Business-Trainerin für Marketing & Vertrieb, Fachwirtin für Messe-, Kongress- & Veranstaltungsmanagement

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