Über Hunde und Knochen

Knochen sind gefährlich für Hunde!

Immer wieder und überall ist das Vorurteil der gefährlichen Knochen für Hunde anzutreffen. Eigentlich wollten wir uns dem Thema Verdaulichkeit und Getreide widmen. Aber wie so oft, spielt der Zufall mit und es gab einen aktuellen Anlass das Thema Knochenfütterung vorzuziehen. Letzte Woche erreichte uns wieder eine E-Mail:

„Liebes Doggiepack-Team,

Sie empfehlen unter FAQs einen Knochen pro Woche. Nachdem ich aber folgenden Artikel gelesen habe, bin ich unsicher geworden.

http://www.vet-doktor.de/gesundheit/krankheiten/knochen-hund/

Ich freue mich auf Eure Rückmeldung“

Ich kann verstehen, dass dieser Artikel verunsichert. Und ich finde ihn ausgesprochen ärgerlich. Der Autor erklärt nicht, wie er auf seine Aussagen kommt und er benennt auch keinerlei Quellen, die seine Aussagen untermauern würden. Na klar, kann ich einfach irgendwelche Behauptungen in den Raum stellen und diese als Weisheit verbreiten. Aber es ist nicht zielführend.

Die Fragen, die der Artikel im Vergleich zu unseren Aussagen aufwirft, beantworte ich der Einfachheit halber thematisch gebündelt:

knochen_amy_superheld_sheela_adam_doggiepack_hessen
Minibulli Amy ist im 7. Himmel

Kann ein Hund Knochen verdauen?

Ja. Die Magensäure des Hundes ist durchaus in der Lage, auch Knochen zu einem Verdauungsbrei zu zerkleinern, der dann wiederum in den Darm zur weiteren Verarbeitung weiter transportiert wird. Den Verdauungsvorgang haben wir gerade vor kurzem in unserem Blogartikel Gesund füttern ohne Stress – Teil 1 anschaulich beschrieben.

Dass Karnivoren keine Knochen fressen, ist schlichtweg eine Falschaussage. Es werden lediglich große Knochen nicht gefressen, die nicht gebrochen werden können. Knochen, die mit den Zähnen in abschluckfreundliche Stücke zerteilt werden können, werden mitgefressen. Im Bereich Ernährung wird es bei Wikipedia beim Wolf auch ganz kurz beschrieben. Und auch der NABU kommt nach der Auswertung der Wolfs-Hinterlassenschaften zu diesem Schluß. Und wenn wir mehr stöbern würden, würden wir sicherlich auch noch mehr finden.

Gefahren beim Knochen füttern

Die Sorge, dass der Hund mit Zunge oder Kiefer im Markknochen stecken bleibt, ist häufig in diversen Internetforen zu finden. Die Bandbreite der Sorgen geht dabei vom Steckenbleiben mit der Zunge, dem ganzen Kiefer bis über innere Verletzungen und Not-OPs. Ich will an dieser Stelle nicht ausschließen, dass so etwas passieren kann. Und es gibt auch Krankheiten, bei denen auf eine Knochenfütterung verzichtet werden muss.

Ein Beispiel aus der Tierheilpraxis:

Max ist ein 5jähriger Mischlingsrüde aus Ungarn. Über Wochen hatte er Probleme mit der Verdauung. Nach intensiver Untersuchung hat der Tierarzt herausgefunden, dass sich bei Max eine Darmtasche gebildet hat. In dieser Tasche sammeln sich unverdauliche Reste, die beim gesunden Hund über den Kotabsatz ausgeschieden werden. Dies führt bei Max zu Entzündungen und Problemen beim Stuhlabsatz. Max muss mit leicht verdaulichem Futter ernährt werden und auch gewolfte Knochen können für ihn ein Problem darstellen.

Was das Steckenbleiben im Knochen angeht muss ich allerdings sagen, dass mir kein einziger Fall in 12 Jahren Praxis bisher wirklich bekannt ist.
Auch von Kollegen sowie Tierärzten und Tierheilpraktikern habe ich noch von keinem Fall gehört. Aber theoretisch ist es denkbar, dass ein Hund mit dem Unterkiefer im Markknochen stecken bleibt. Hierzu sind über Google auch ein paar wenige Fotos zu finden. Genauso ist es möglich, dass ein Tier sich innerlich an einem Knochensplitter verletzt oder daran verschluckt. Aber sich verschlucken und ersticken kann ein Hund auch an einem Kauknochen aus Haut, an Trockenfutter oder einem Fleischstück. Ich würde diese Gefahr ungefähr mit der Gefahr gleichsetzen, wenn wir einen Hühnchenflügel knabbern oder einen Fisch essen und eine Gräte verschlucken und daran ersticken.

Knochenkot

Ja, die Bildung von Knochenkot ist bei übermäßiger Fütterung möglich. Und die Bildung von Knochenknot muss ernst genommen werden, denn im Zweifelsfall kann es zu einem lebensbedrohlichen Darmverschluss führen. Der Kot wird dann sehr hart und es kann zu Verstopfung kommen, die für den Hund schmerzhaft ist.

Wie kommt es zu Knochenkot?

Knochenreste werden aufgrund übermäßigen Verzehrs nicht mehr verdaut. Der Knochen wird im Verdauungsprozess lediglich in Form gebracht, damit er den Darm passieren kann. Im Dickdarm wird dem Kot das Wasser entzogen – er wird fertig zur Ausscheidung verdickt.
Zudem ist der Dickdarm an der Aufnahme von Natrium-, Kalium- und Chloridionen beteiligt und ist aktiv an der Stabilisierung des Elektrolythaushaltes beteiligt.
Durch einen übermässigen, unverdauten Knochenanteil wird der Verdauungsbrei massiv komprimiert, so dass er an Gleitfähigkeit verliert.
Erschwerend kommen Knochensplitter hinzu, die sich beim Kotabsatz zusätzlich schmerzhaft in das Rektum des Hundes pieksen und dieses verletzen können.

Trotzdem Knochen füttern?

Es gibt einige Seiten im Internet, die aufgrund der Gefahren des Knochenkotes von der Knochenfütterung abraten. Aber selbst Dr. Jürgen Zentek, der eigentlich kein Verfechter der BARF-Ernährung ist, sieht in der Knochenfütterung kein Problem und empfiehlt, die Menge auf 10g je kg Körpergewicht zu reduzieren. Zudem sieht auch er Knochen als Möglichkeit, dem Hund Mineralien zuzuführen.

Um das Risiko zu senken, empfehlen wir als Mahlzeit nach dem Knochen unser LuckyDarm oder aber auch die Gabe von Joghurt oder Öl, was die Verdauung insgesamt erleichtert. Wenn Ihr mit der Knochenfütterung beginnt, könnt Ihr auch erstmal kleine Portionen füttern und den folgenden Kotabsatz beobachten.

Und auch hier gilt: Jeder Hund verdaut anders!

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Viszla Bootsmann pflegt mit Hingabe seine Zähne 🙂

Knochen für die Zahnpflege und Maulhygiene

Das Nagen am Knochen massiert und durchblutet das Zahnfleisch und die Zähne werden abgerieben. Durch den Schlüsselreiz “Futter” wird verstärkt Speichel gebildet, der zusätzlich dem Hund das Maul spült. Dieser Effekt ist die natürliche Zahnpflege.

Hierzu gibt es auch einen schönen Artikel vom Tierarzt Wagemann in Köln, der die Zahnpflege sehr gut beschreibt http://www.tierarzt-wagemann.de/index.php/informationen-zur-tiergesundheit/43-hund/109-zahnreinigung

Das Leben ist ein Risiko: 100% Schutz gibt es nicht

Natürlich ist das einfach gesagt. Aber vielleicht helfen auch hier bei der Entscheidung “Füttere ich Knochen? Ja oder nein?” ein paar Parallelen aus dem täglichen Leben mit und ohne Hund.

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Cattledog Natz mit getrocknetem Putenhals

Ein Hund muss Knochenfressen lernen!

Als ich unsere Lotte aus dem Tierheim bekam, hat sie alles in sich reingeschlungen, was nur möglich war. Auch bei Knochen war sie nicht zu bremsen und prompt hatten wir Knochenkot – allerdings ging er von selber ab, aber angenehm war es nicht für sie. Wir teilten die Knochen ein oder gaben ihr so große Stücke, die sie nicht vollständig abschlucken konnte. Heute, nach zweieinhalb Jahren, ist die Knochenfütterung überhaupt kein Problem mehr: Lotte hört irgendwann auf, den Knochen zu zerlegen. Knochenkot hatten wir nicht mehr.

Verletzung des Mauls und Verschlucken

Das Problem hatten wir glückerlicherweise noch nicht. Natürlich ist es nicht auszuschließen, dass sich der Hund beim Nagen mal verletzt!
Genauso wie Du Dir manchmal auf die Zunge beißt. Meine Tochter hat sich auch schon die Zunge verbrannt, sich in den Finger geschnitten oder ist häufig beim Laufenlernen hingefallen. Wenn Dein Hund keine Knochen bekommt, hat er auch nie die Chance, das richtige Knabbern und Kauen zu lernen.

Am besten werden Welpen schon vorsichtig an Knochenmahlzeiten herangeführt. Ein Hund, der zum Schlingen neigt, sollte große Knochen bekommen. Damit verringert man das Verschluckungs-Risiko.

Innere Verletzungen

durch Knochensplitter können passieren. Hier kenne ich auch persönlich einen Fall. Aber Ihr könnt Eure Hunde davor nicht beschützen. Dies kann genauso gut mit einem Stück Holz, Plastik oder ähnlichem passieren, welches Euer Hund vielleicht unterwegs findet und abschluckt.

Auch hier wieder eine Parallele zu unseren Menschenkindern: Wir haben im Bekanntenkreis einen Rettungssanitäter, der uns vor ein paar Jahren von seinem schlimmsten Einsatz erzählte. Ein vierjähriger Junge verschluckte sich an einem Stück Bratwurst und ist daran erstickt. Ganz furchtbar und es hat unseren Freund sehr mitgenommen, obwohl er tagtäglich mit scheußlichen Situationen konfrontiert ist. Aber das, was wir alle als so schrecklich und tragisch empfunden haben, war die banale Ursache für den Tod des Jungen. Die simple Bratwurst, die den Tod des Kindes verschuldet. Aber dennoch bekommen alle unsere Kinder beim Grillen Bratwürstchen.

Mit diesem, vielleicht für manche befremdlichen Gedankengang komme ich für heute zum Ende. Ich hoffe, ich konnte die Unsicherheiten ein wenig lösen und Mut machen, das Knochenfüttern einfach einmal auszuprobieren.

Im nächsten Teil unserer Reihe „Gesund füttern ohne Stress“ widmen wir uns dann dem Thema Verdaulichkeit und Getreide.

Bis dahin – wir lesen uns!

Eure Olivia

Literaturnachweis:

Tierarzt Wagemann: Zahnreinigung beim Hund: http://www.tierarzt-wagemann.de/index.php/informationen-zur-tiergesundheit/43-hund/109-zahnreinigung

tierklinik.de: Interview mit Dr. Jürgen Zenteck zum Thema Barfen http://www.tierklinik.de/ratgeber/experten-tips/professor-dr-med-vet-juergen-zentek

vet-doktor.de: Knochen für den Hund: http://www.vet-doktor.de/gesundheit/krankheiten/knochen-hund/

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