Rüde oder Hündin? Mythen rund um das Geschlechterthema
Die Entscheidung ist gefallen: ein Hund wird einziehen. Und alle Beteiligten sind sich auch bereits einig, ob ein Welpe oder ob ein erwachsener Hund adoptiert wird. Sofern man nicht schon einen bestimmten Hund im Auge hat, stellt sich nun die Frage nach dem Geschlecht des künftigen Vierbeiners.
Viel kann man darüber im Internet finden und auch jeder, der mit Hunden Umgang hat, kann seinen Beitrag und seine Erfahrungen beisteuern. Aber um das Thema „Rüde oder Hündin“ ranken sich auch Vorurteile und Mythen: Oft werden Hündinnen als generell anhänglicher und gelehriger, aber auch zickig gegenüber anderen Hunden bezeichnet. Rüden hingegen werden gerne mal als streitlustig, hormongesteuert und eigenständig angesehen.
Nicht alle(s) über einen Kamm scheren
Wo liegt der geschlechtsspezifische Unterschied beim Hund?
Mensch-Hund-Beziehung
Sozialverhalten bei Hunden
Gegenüber Artgenossen sind Rüden meist eher etwas mehr selbstdarstellerisch und imponierend. Vor Hündinnen lassen sie sich oft so einiges gefallen. Zwischen zwei Rüden kommt es erfahrungsgemäß häufiger mal zu Auseinandersetzungen. Wobei sich die Rüden, frei nach dem Motto „viel Lärm um Nichts“ meist schlimmer anhören als sie eigentlich sind. Denn es kommt dabei eher selten zu ernsthaften Verletzungen.
Bekommen sich zwei Hündinnen so richtig in die Haare, kann dies eher mal blutig ausgehen. Grund dafür ist, dass viele Hündinnen erst dann auf Konfrontation gehen, wenn es ihnen auch wirklich wichtig ist, ihre Interessen ernsthaft durchzusetzen. Die Verträglichkeit mit anderen Hunden (und auch Menschen) ist aber in der Gesamtheit nicht vom Geschlecht abhängig, hier sind Sozialisierung und individuelle Charaktereigenschaften ausschlaggebend.
Hunde, die von Anfang an „gute“ Kontakte mit Artgenossen hatten (Fokus auf Qualität, nicht auf die Quantität!), haben meist ein besseres Sozialverhalten, als Hunde, die wenig oder schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden hatten – unabhängig vom Geschlecht der anderen Tiere. Hunde, die generell Stress mit Artgenossen haben, unterscheiden nicht nach Geschlecht, Alter oder anderen Faktoren ihres Gegenübers. Die allseits berühmte Frage auf vielen Hundewiesen: „Rüde oder Hündin“ erübrigt sich und sollte eher in die Frage: “Möchte er/sie Kontakt zu Artgenossen haben oder nicht?“ umgewandelt und auch entsprechend akzeptiert werden.
Die lieben Hormone machen den Unterschied
Bei nicht kastrierten Hunden gibt es natürlich allein durch den Hormonhaushalt einige Unterschiede, die man bei der Wahl des Hundes eventuell mit berücksichtigen sollte. Mit intakten Rüden kann es häufiger zu Stress kommen, wenn eine läufige Hündin in der Nähe ist. Sie sind dann teilweise so im Hormonrausch, dass sie für den Menschen nur noch schwer erreichbar sind.
Es gibt auch Rüden, die in ihrem Rausch das Futter verweigern und/oder stundenlang nach ihrer Angebeteten heulen und jaulen, was mitunter sehr anstrengend werden kann.
Wenn eine Hündin einzieht, sollte man sich im Klaren darüber sein, dass sie meist zweimal im Jahr läufig wird. In dieser ca. 2-3 Wochen andauernden Phase ist erhöhte Vorsicht geboten! In den meisten Gegenden sollte der Freilauf vermieden werden, um ungewollten Nachwuchs zu vermeiden. Zum Thema Kastration gibt es einiges an Fachliteratur, um sich zu informieren bzw. sollte der Tierarzt des Vertrauens zu Rate gezogen werden, um eine individuelle Entscheidung treffen zu können.
Fazit: Individueller Charakter wichtiger als das Geschlecht
Sofern es keine wichtigen äußeren Faktoren gibt (z.B. keine Möglichkeit die läufige Hündin sicher von einem intakten Rüden zu trennen, etc.), sollte das Geschlecht bei der Wahl des Hundes kein ausschlaggebendes Kriterium sein. Vielmehr ist der individuelle Charakter entscheidend, ob der Hund zu einem selbst passt oder nicht!
Ein weiterer Einflussfaktor auf diese Entscheidung kann auch die Rasse bzw. die Mischung des Hundes sein. Auf dieses Thema werde ich bei meinem nächsten Beitrag eingehen und euch mit den wichtigsten Infos darüber versorgen.
Euch bis dahin eine schöne, sonnige Zeit und viel Spaß beim Lesen!
Eure Anna
Hier geht´s zu Teil 1 und Teil 3 unserer Reihe „Welcher Hund passt zu mir“